Die Chronik von 1863 bis 1988



Da beim Rathaus Neubau 1955 wichtige Unterlagen verloren gingen, ist nur belegt, dass es ab 1863 eine funktionierende Spritzen-Mannschaft mit 19 Männern gab, die u.a. aus einem Feuerreiter und Spritzensetzer bestand.

Spritzenmeister war 1863 Johannes Geiselhart, Stellvertreter Johannes Sautter. Zur Mannschaft gehörten Johann Georg Schäfer, Michael Hahn (Adlerwirt), Konrad Möck, (zum Stern), Matthäus Schrade, Conrad Wagner (Schuster), Blathasar Dietter, Christoph Renner, Heinrich Binder, Johannes Ulmer (Sohn), Gottlieb Dietter, Berhard Ulmer (Weber), Johann Georg Maier, Wilhelm Wagner (Schuster), Ludwig Ranz (alt), Jakob Eißler (Farrenfuterer), Matthäus Möck (G.Rath), Johannes Möck (G.Rath).


Bekannt ist, dass zur damaligen Zeit der Spritzenmeister vom Gemeinderat gewählt wurde und nur angesehene Männer vom Dorf der Feuerwehr angehörten. Da es damals noch kein Telefon gab, war der Austausch untereinander in den Wirtschaften wichtig, denn die Wirte waren selbstverständlich auch in der Feuerwehr.


Die Willmandinger Feuerwehr war bekannt bei Überlandhilfe, ihre Spritzensetzer mit Pferden, sowie ihre Feuerreiter waren schnell. Die Schnellsten bekamen zwischen einem halben und zwei Gulden Prämie.

Der gute Stand des Feuerlöschwesens war geprägt durch ein altes Unteramt Willmandingen, dem die Gemeinden Willmandingen, Undingen, Erpfingen, Mägerkingen und Hausen a.d. Lauchert angehörten. Zugehörig war dieses Unteramt lange dem Oberamt Urach, kurz zugehörig zu Pfullingen und dem Bezirk in Reutlingen. Der Amtmann des Unteramtes von Willmandingen war auch gleichzeitig der Ortsvorsteher. Das Amtsgebäude gegenüber des Pfarrhauses, wurde ca 1968 abgerissen. Die Amtsvorstände wahrten das Interesse des Landes und ihrer Gemeinden. Nach Erlaß der Landesfeuerordnung am 12.01.1752 und nach Inkrafttreten einer Brandschadens-Versicherung von 1773 wurde viel Wert auf ein geordnetes Feuerlöschwesen gelegt, deren organisierte Überlandhilfe von damals noch heute in der Bevölkerung der Gemeinden durch hohes Ansehen einer schlagkräftigen und gut ausgerüsteten Feuerwehr Rechnung trägt.



Technik


Haben früher bei einem Brand die ganzen Einwohner den Brand mit Eimer, Kübel und dergleichen bekämpft, wurde nach dem Aufkommen der Handspritzen die Arbeit wesentich erleichtert.


Handpumpe

Handpumpe

Durch den Feldzug 1870/71 gegen Frankreich wurde klar, nur was straff militärisch geführt ist, hat Anspruch auf Erfolg. Nach in Kraft treten der Landesfeuerlöschordnung vom Januar 1885 wurden vielerorts militärisch organisierte Pflichtfeuerwehren gegründet. In Willmandingen 1886, der Kommandant war Bernhard Ranz (Weber), sein Stellvertreter Jakob Trautmann (Zimmermann).


Nach dem neusten Stand, wurden unter anderem eine zweistrahlige Saugspritze durch die Gemeinde angeschafft. Als Gerätewart wurde Gemeinderat Jakob Möck bestimmt.


Interessant und streng waren damals die Vorschriften und Gebräuche. Bekam z.B. der Feuerwehr-Kommandant 1888 eine besoldete Stelle als Waldschütz, musste er als Kommandant zurücktreten.


Die 1911 in Betrieb genommene Wasserversorgung durch die Erpfgruppe brachte eine wesentliche Erneuerung, denn jetzt konnte direkt an 32 Hydranten angeschlossen werden. Eine neue Gemeindefeuerlöschordnung wurde erforderlich und wurde vom königlichen Oberamt am 14.09.1912 genehmigt. Die Saugspritze rückte immer mehr in den Hintergrund.


96 Mann stark wurde die Feuerwehr in vier Züge eingeteilt, Kommandant war Gottlob Trautmann „Zimmermann“, sein Vize Ludwig Dietter „Bauer“.


Gottlob Trautmann ( links )

und

Georg Heinz


In Willmandingen war es nicht üblich, wie anderswo von Offizieren zu sprechen. Es gab einen Kommandanten, sein Vize, den Zugführer und die Gruppenführer. Im ersten wie im zweiten Weltkrieg war die Feuerwehr stets voll funktionstüchtig. Die Zeiten waren schwer, so dienten ganz junge Männer und die die schon über das Wehrpflichtalter hinaus waren. 1919 übernahm Gottlob Trautmann das Kommando, sein Vize war Georg Heinz „Schreiner“. Geprägt von dem militärisch organisierten „links marschiert auf – rechts marschiert auf“ hatte oft das Exerzieren Vorrang.



Im Dritten Reich


Auch bei Beginn des Dritten Reiches 1933 behielt die Feuerwehr ihren hohen Stellenwert, jedoch waren SA, SS, NSKK, HJ ebenso militärisch organisierte Verbände. Es gab klare Vorschriften, wenn ein Mitglied gleichzeitig in zwei Verbänden tätig war, so hatte bei über 35-jährigen die im Dienste der SA und der Feuerwehr waren, die Feuerwehr den Vorrang. Unter 35 Jahren hatte die SA den Vorrang. War man als Feuerwehrmann über 26 Jahre alt und bei der SS und NSKK tätig, so hatte wieder die Feuerwehr den Vorrang, war man jünger, hatte die SS und der NSKK das Sagen.


Nach 50 Jahren am 30.04.1936, hörte die Pflichtfeuerwehr auf zu existieren. Danach trat an dessen Stelle die Freiwillige Feuerwehr, in der kräftige, gesunde Männer im Alter von 18-40 Jahren gesucht waren. In der damaligen Zeit war noch eine arische Abstammung gefragt, die später wegen ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit nicht mehr erwünscht war.


Zweiter Weltkrieg


Alte und Junge bewährten sich zusätzlich bei Luftschutz-Aufgaben und in den Einsätzen als schlagkräftige Feuerwehr. Die Feuerwehrführer waren in der Kriegszeit Georg Heinz und Gottlob Trautmann im Hof. Als die Besatzungsmacht Ende 1946 die Erlaubnis gab, bauten Emil Enzle unterstützt von den Bürgermeistern Matthäus Heinz und Matthäus Möck die Nachkriegsfeuerwehr auf.

Junge Frauen im Feuerwehrdienst ( um 1942 )

1950 bekam die Feuerwehr eine Motorspritze TS4, 1953 ein neues Spritzenmagazin, 1963 ein LF 8 – TS 8 Fahrzeug, 1972 gestiftet von Paul Wagner eine Fahne, Einsatz-Anzüge und Ausgehuniformen. Nach dem Aufgeben der Farrenhaltung, wurde im Gemeindehaus mehr Platz zugeteilt, So konnten die Wehrmänner in Eigenleistung im oberen Stock einen Lehr- und Aufenthaltsraum bauen. Um einen guten Ausbildungsstand zu erreichen, legten die Willmandinger fast alle ihre Leistungsabzeichen ab. Etwas Besonderes war vor dem Krieg der flotte „Spielmannszug“, danach entwickelte sich eine Unterhaltungsgruppe unter dem Namen „Florians-Combo“ Mit ihren originellen Auftritten bereiteten sie über Jahre hinweg bei Veranstaltungen viel Freude.

Motorspritze TS4

Nach 20-jähriger Kommandanten-Tätigkeit gab Emil Enzle 1966 das Kommando an Werner Eißler ab, der dann 10 Jahre als Kommandant zur Verfügung stand. Sein Nachfolger Karl Ranz vollzog 1976 die Integration der Feuerwehr in die Gesamtfeuerwehr nach der Gemeindereform.


Die Fahnenweihe anlässlich der 1200-Jahrfeier 1983 und die Übergabe eines nagelneuen LF8 durch Bürgermeister Dieter Winkler waren wichtige Ereignisse für die Feuerwehr in Willmandingen. Die Patenschaft bei der Fahnenweihe übernahm Stadtbrandmeister Walter Herrmann von der Reutlinger Feuerwehr.

                        

LF8-schwer                                                                                                Patenfeuerwehr Reutlingen

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